Spielmannszug Freiwillige Feuerwehr
Stadt Eschweiler
1910
© Spielmannszug Freiwillige Feuerwehr Stadt Eschweiler
25 jähriges Bestehen des Trommler und Pfeiferkorps
Das Korps feierte im Jahr 1935 mit Stolz sein 25 jähriges Bestehen. Bei der Jubiläumsfeier wurde ein überdimensionaler
dreistöckiger Schellenbaum eingeweiht, der durch Spenden aus der Bevölkerung als Banner des Korps angeschafft werden konnte.
In den Wirren des 2. Weltkrieges ging der Schellenbaum leider verloren. Das Jubelfest wurde damals in der Innenstadt groß aufgezogen.
Am sonntäglichen Festzug nahmen 32 auswärtige Spielkorps teil.
Der Wettstreit um das beste Korpsspiel fand auf dem legendären
Sportplatz an der Bourscheidtstrasse/Talstraße (heute Hochhaus/Busreisen
Taeter) statt. Während der Festfeiern in den Sälen Wantzen und Schützenhalle
konzertierte im Garten der Schützenhalle die Feuerwehr-Musikkapelle in großer
Besetzung unter Leitung von Kapellmeister Willi Görtz. In diesen Jahren errang
das Korps auf Wettstreiten viele Preise und Pokale.
Das war nur möglich, weil das Korps mit 28 Spielleuten auftreten konnte.
Nachdem das Korps sich wieder mühsam von den Folgen des ersten Weltkrieges
erholt hatte und zu alter Leistungsstärke zurückgefunden hatte, spürte man
schon, auf Grund der politischen Situation, Mitte der 30er Jahre, das
„Schreckgespenst“ des nahenden zweiten Weltkrieges.
Am 1. September 1939 greifen deutsche Soldaten ohne Kriegserklärung unter fadenscheinigen Gründen, unseren Nachbarstaat Polen an.
Das war der Beginn des unvorstellbaren, mörderischen 2. Weltkriegs. Das heute noch lebende und älteste Mitglied
des Trommler- und Pfeiferkorps der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Eschweiler, Michael Sauer (verst. 2011), 87 jährig und
Ehrenspielmann, der 1940 als Flötist dem Korps beitrat erzählte mir:
„Dass nur noch das musizieren in sehr bescheidenen Maße möglich war. Der Grund war, dass durch Einberufung zu Arbeitsdienst
und Wehrmacht ein geregeltes Vereinsleben unmöglich war. Später wurde das Vereinsleben gänzlich eingestellt.“
Die Nachkriegszeit
Wegen der Besonderheit wie man in einer Zeit schwerster Hungersnot überlebte, und man sämtliche Überlebenskünste
beherrschen musste, soll dieses Kapitel nachfolgende Generationen zum Nachdenken anregen.
Mit der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 7. und 8. Mai 1945 in Reims bzw. Berlin-Karlshorst
endete die Geschichte des „Großdeutschen Reiches“. Der 2.te Weltkrieg dauerte 70 Monate und kostete rund 55 Millionen
Menschen das Leben. Das wirtschaftlich vollkommen ruinierte Deutschland erlebte ab 1945 bis 1948 eine der schlimmsten Zeiten
in der Geschichte der Menschheit. Zerstörung und Missachtung der Menschenrechte, Not, Elend, Leid und Hunger
waren die traurigen Hinterlassenschaften eines mörderischen Krieges. Dass die Menschheit unter dem Eindruck des Geschehens
der Sinn für die „Auferstehung“ jeglichen Vereinslebens vergangen war, fand seinen Niederschlag in dem desolaten Zustand,
in der sie sich befand.
Auch die Eschweiler Bevölkerung blieb von Ereignissen der Hinterlassenschaft, des „Großdeutschen Reiches“ nicht unbeeindruckt.
Die Zerstörungen und Verwüstungen hatten die einst fröhliche Stadt vorübergehend in eine „tote“ bzw. in eine „Geisterstadt“ verwandelt.
Mit der Rückkehr der Zwangsevakuierten erwachte die Stadt Eschweiler langsam aus ihrer Lethargie.
Mit einer „Jetzt erst recht“ – Trotzreaktion entstand ein nie für möglich gehaltener Gemeinschaftssinn und Geist.
Dort wo der Selbsterhaltungstrieb „schöpferische und phantasievolle“ Blüten trieb, ging der Wille zum Leben und zum Überleben
in die Geschichte der Nachkriegszeit ein.
Schmuggel (grüne Grenze), Schwarzmarkt und anstrengende Hamstertouren ins Oldenburgsche
– Tausch von Haushaltsgegenständen und Schmuck gegen Butter, Fleisch, Eier usw. oder man fuhr in die Pfalz um im Tausch den beliebten
Pfälzer Tabak zu erwerben.
Um Überleben zu können, hieß es für die meisten im Sommer auf den abgeernteten Feldern übrig gebliebene Weizen-
oder Roggenähren zu sammeln (sömmern) um daraus etwas Mehl (gemahlen wurde mit der Kaffeemühle) zu gewinnen.
Bei der Kartoffelernte waren die Felder dicht bevölkert. Hinter jedem Pflug bewegten sich scharenweise Sammler,
die dafür sorgten, dass keine einzige Kartoffel liegen blieb. Hochkonjunktur erlebte auch die Schwarzbrennerei.
Wer kannte nicht den berühmten „Knolli-Brandy“, ein Schnaps, der erhebliche gesundheitliche Schäden mit sich brachte.
Das Wort vom „Fringsen“ (Mundraub), nach dem Kölner Kardinal Frings, machte die Runde. Die Reichsmark hatte längst
ihren internationalen Kurs verloren. Belgischer Kaffee (schwarze Kaz) und belgische Zigaretten (Fimo und Belga)
waren die „härteste“ Währung.
Trotz aller Unzulänglichkeiten fanden sich schnell wieder eine Reihe tatkräftiger Spielleute die 1946 im Feuerwehrdepot
an der Rosenallee zu einer Besprechung zusammen kamen, zwecks Wiederaufnahme des Spielbetriebs.
Die Männer der „Ersten Stunde“ waren: Peter Hilgers, Adolf Schröder, Peter Vröls, Heinrich Rinck, Jakob Breuer, Erwin Stumpf,
Franz Herpers sen., Johann Schmitz, Arnold Karduck, Franz Freialdenhoven, Josef Müller, Michael Sauer u.a.m.
Weder Geld noch Instrumente oder gar Uniformen waren vorhanden. Man musste wieder mit ganz bescheidenen Mitteln neu beginnen.
Das lag auch darin begründet, dass nach Ende des Krieges das Korps einen hohen Verlust an besten Spielleuten zu beklagen hatte.
Unter den toten befand sich auch der Korpsführer Johann Dohmen. Nachdem man in mühevoller Arbeit die noch vorhandenen,
aber beschädigten Instrumente gesammelt und repariert hatte, konnten die erwähnten Spielleute mit den Proben beginnen.
Franz Herpers sen. Übernahm die Korpsführung. Nach fleißiger Probenarbeit konnte man schon bald mit kleiner Besetzung auftreten.
Dies geschah zunächst in blau gefärbten englischen Militärjacken. Ein glücklicher Umstand führte zu einer erheblichen Verstärkung d
es Trommler und Pfeiferkorps. Nach dem zweiten Weltkrieg gründeten einige junge Leute von der Siedlergemeinschaft
Jägerspfad das Trommler- und Pfeiferkorps „Schwarz- Weiß“.
Nach kurzer Zeit löste sich die Spielgemeinschaft aus unbekannten Gründen auf (Zeitzeugen Frau Elsen, geb. Schröder und Michael Sauer).
Fast die gesamte Spielschar trat dem Trommler- und Pfeiferkorps der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Eschweiler bei.
Unter ihnen waren u.a. die Gebrüder Bergrath, die Gebrüder Heuser, die Gebrüder Schröder und August (Eu) Kessels.
Durch die unerhoffte Verstärkung konnte man 1947 beim 1. Schützenfest der St. Hubertus Bogenschützengesellschaft
Oberröthgen nach dem zweiten Weltkrieg, sich einer breiten Öffentlichkeit vorstellen. Und das mit großem Erfolg. Nachdem
die englischen Jacken verworfen wurden, trug man ganz normale Straßenkleidung.
letzte Aktualisierung: 23.01.2019